Operndorf Afrika goes Dakar!

Im März fand der zweite Teil unseres Residenzprogramms in Dakar, Senegal, statt. Gemeinsam mit unserem lokalen Projektpartner RadioAWU wurde eine Ausstellung realisiert, die Einblicke in die künstlerischen Recherchen und Ergebnisse unserer diesjährigen Residenzkünstler:innen gab. Die Präsentation eröffnete ein vielseitiges Programm, das sich zwischen audiovisuellen Arbeiten, haptischen Objekten und diskursiven Ansätzen bewegte. Alle in der Ausstellung versammelten künstlerische Positionen, setzen sich auf unterschiedliche Weise mit Fragen von Erinnerung, Identität, Körperpolitik und postkolonialen Machtverhältnissen auseinander.
Godelive Kasangati Kabena aus der Demokratischen Republik Kongo zeigte ihre Arbeit „Speculative Bodies: The Tail and the Scent“, in der sie sich mit dem Basenji-Hund als archivarischem und spekulativem Objekt auseinandersetzte. Ausgehend von der Form des charakteristisch gerollten Schwanzes und der Symbolik der Pheromone des Tieres, entwickelte sie tragbare Objekte und skulpturale Arbeiten. In Zusammenarbeit mit lokalen Aluminiumgießereien und Schmuckhandwerkern entstanden Stücke, die Fragen nach Körperlichkeit, Reproduktion und der Fluidität von Bild und Identität verhandelten. Für uns eröffnete sich hier ein spannender Dialog über das Archivbild als sich ständig neu formierendes, spekulatives Gefüge.
Christopher Nelson Obuh aus Nigeria widmete sich mit seinem Projekt „The Renegotiation“ der Geschichte und Gegenwart des Franc CFA — der Währung vieler westafrikanischer Staaten, die bis heute unter französischem Einfluss steht. Durch die künstlerische Rekonstruktion von Banknoten und deren Überlagerung mit alltäglichen, politischen und historischen Fragmenten setzte er sich mit ökonomischen Abhängigkeiten und den vielschichtigen Formen kolonialer Kontinuitäten auseinander. Diese Arbeit gab uns wichtige Impulse für die Auseinandersetzung mit wirtschaftlicher Selbstbestimmung in postkolonialen Kontexten.
Leila Bencharnia aus Marokko präsentierte mit „The Politics of Softness“ eine poetische Auseinandersetzung mit Baumwolle als Material, Trägerin von Erinnerung und Symbol feminisierter Wissenspraktiken. Ihre Arbeiten verbanden textile Elemente, matriarchale Erzählweisen und panafrikanistische Denkfiguren zu einer leisen, aber entschlossenen Kritik an imperialen Zeit- und Machtstrukturen. Für uns war diese Position ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie künstlerische Praxis Räume für alternative Formen von Widerstand und kollektives Wissen schaffen kann.
Die Ausstellung schuf einen Raum, der es den Besucher:innen ermöglichte, sich mit den individuellen künstlerischen Positionen sowie den Aktivitäten unseres Projektes auseinanderzusetzen. Wichtig war uns, einen Rahmen für interkulturellen Austausch und Vernetzung zu bieten. Die Künstler:innen thematisierten Erinnerung, Identität, Körperpolitik und koloniale Machtstrukturen – Themen, die auch das Operndorf Afrika beschäftigt. Die Zusammenarbeit mit RadioAWU und die Begegnungen mit dem lokalen Publikum zeigten das Potenzial solcher kollaborativen Formate: Sie öffnen Räume für gesellschaftliche Diskussionen und schaffen interkulturelle Verbindungen, die über das Operndorf hinauswirken. Das Projekt zeigte eindrucksvoll das Potenzial des Operndorfs, als Plattform für interkulturellen Dialog und als Ort, an dem Kunst als Werkzeug für gesellschaftliche Transformation dient. Über die einzelnen Kunstwerke hinaus war die Ausstellung ein gutes Beispiel dafür, wie Kunst Brücken zwischen verschiedenen Kulturen und Lebensrealitäten schlagen kann.
Gefördert wird das diesjährige Artist-in-Residence Programm durch