Die Initiator:innen

Die Initiator:innen

Christoph Schlingensief • Aino Laberenz
Diébédo Francis Kéré

Christoph Schlingensief

Foto: Peter Hönnemann

Mit seinen Filmen, wie Das deutsche Kettensägenmassaker und Terror 2000, Kunstinstallationen, Ausstellungen und aktionistischen Projekten, wie u. a. der Containeraktion Bitte liebt Österreich! und der Parteigründung CHANCE 2000, mischte sich Christoph Schlingensief (1960–2010) über zwei Jahrzehnte unbeirrt in den kulturellen und politischen Diskurs ein. Seine Themen kreisten beständig um die Frage nach Gott, der Erlösung und dem Sinn aller Kunst. Er realisierte viel beachtete Theater- und Operninszenierungen, wie z. B. Kunst und Gemüse, A. Hipler an der Berliner Volksbühne und die ATTA-Trilogie an der Volksbühne, dem Burgtheater Wien und dem Schauspielhaus Zürich. Höhepunkte waren von 2004–2007 Wagners Parsifal in Bayreuth und 2007 Der Fliegende Holländer in der legendären Oper von Manaus.

Im Rahmen der Ruhrtriennale kam 2009 sein Fluxusoratorium Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir zur Uraufführung.Er wurde mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, wie den Helmut-Käutner-Preis 2010. Er gründete die Festspielhaus Afrika gGmbH und am 8. Februar 2010 war die Grundsteinlegung für das erste Operndorf der Welt in Burkina Faso, Afrika. Mit Via Intolleranza II inszenierte Schlingensief mit Künstlern aus Europa und Burkina Faso das erste Stück materialisierte afrikanische Operndorf-Utopie, das nach Proben in Ouagadougou und Berlin in Brüssel, Hamburg, Wien und München aufgeführt wurde.

Sein 2009 bei Kiepenheuer & Witsch erschienenes »Tagebuch einer Krebserkrankung« mit dem Titel »So schön wie hier kann’s im Himmel gar nicht sein!« war mehrere Wochen in den Bestsellerlisten vertreten und bearbeitete seinen Umgang mit seiner Krebserkrankung.

Seine Pläne zur Gestaltung des Deutschen Pavillons auf der Biennale von Venedig 2011 konnte Schlingensief nicht mehr umsetzen. Unter Federführung seiner Ehefrau Aino Laberenz wurde stattdessen eine Ausstellung aktueller Arbeiten Schlingensiefs realisiert. Der Pavillon wurde mit dem Goldenen Löwen der 54. Biennale di Venezia ausgezeichnet.

Schlingensief war Professor für Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Am 21. August 2010 ist Christoph Schlingensief viel zu früh gestorben.

Weitere Informationen zu Christoph Schlingensief unter schlingensief.com.

Aino Laberenz

Foto: Eva Baales

Aino Laberenz (geb. 1981 in Turku, Finnland) ist geschäftsführende Gesellschafterin der Festspielhaus Afrika gemeinnützige GmbH und Stiftungsvorstand der Stiftung Operndorf Afrika.

Aino Laberenz studierte zunächst Kunstgeschichte, bevor sie ab der Spielzeit 2001/2002 am Schauspielhaus Bochum im Bereich Kostümbild assistierte. Sie arbeitete danach als Fotografin und als Bühnen- und Kostümbildnerin an diversen Häusern, darunter Schauspielhaus Bochum, Schauspielhaus Zürich, Volksbühne Berlin, Burgtheater Wien, Schauspiel Frankfurt, Oper in Manaus, Brasilien, Bayreuther Festspiele, Staatsoper Berlin und Oper Bonn.

Bei der Produktion Der Zwischenstand der Dinge von Christoph Schlingensief entwarf sie neben den Kostümen auch das Bühnenbild. Seit 2004 gehörte sie zum Team von Christoph Schlingensief und setzt seit 2010 das von Schlingensief initiierte Projekt Operndorf Afrika fort. Zusammen mit Kuratorin Susanne Gaensheimer gestaltete Aino Laberenz 2011 den Deutschen Pavillon bei der 54. Internationalen Kunstausstellung La Biennale di Venezia und wurde dafür mit dem Goldenen Löwen für den besten Pavillon ausgezeichnet. Aino Laberenz ist Herausgeberin der im Verlag Kiepenheuer & Witsch im Herbst 2012 erschienenen Christoph-Schlingensief-Biographie »Ich weiß, ich war’s«. In 2014 hat Aino Laberenz die Christoph-Schlingensief-Retrospektive am KW Institute for Contemporary Art in Berlin sowie die Schlingensief-Retrospektive am PS1 MOMA New York kuratiert.

Im Jahr 2015 zeigte Aino Laberenz ihre erste Einzelausstellung in der Galerie für moderne Fotografie in Berlin. In dieser Fotoinstallation präsentierte sie eigene Aufnahmen, die während der Dreharbeiten zu Christoph Schlingensiefs Filmprojekt The African Twin Towers entstanden sind.

In 2016 gestaltet Aino Laberenz eine Installation des Operndorf Afrika im Rahmen der Frieze Projects auf der Frieze London.

Aino Laberenz arbeitet regelmäßig als Kostümbildnerin am Theater und für mehrere Kurzfilme, in Vergangenheit arbeitete sie u. a. mit René Pollesch, Schorsch Kamerun, Armin Petras, Stefan Pucher, Karin Henkel und regelmäßig mit Martin Laberenz.

Diébédo Francis Kéré

Foto: Kéré Architecture

Aufgewachsen in Gando, Burkina Faso, war Francis Kéré (geb. 1965) das erste Kind seines Dorfes überhaupt, das zur Schule geschickt wurde. Nach einer Schreinerlehre erhielt er ein Stipendium der Carl-Duisberg-Gesellschaft zugunsten einer Ausbildung zum Entwicklungshelfer in Deutschland. Dadurch hatte Kéré auch die Möglichkeit, sein Abitur nachzuholen und zwischen 1995 und 2004 ein Architekturstudium an der Technischen Universität (TU) Berlin zu absolvieren.

Seine Diplomarbeit, der Bau einer Grundschule in seinem Heimatdorf Gando, wurde 2004 mit dem Aga-Khan-Preis ausgezeichnet, einem der wichtigsten Architekturpreise der Welt. Nach dem Abschluss seines Studiums an der TU gründete er sein eigenes Architekturbüro (Kéré Architecture) in Berlin und realisierte zahlreiche preisgekrönte Projekte in Burkina Faso, Mali, im Jemen sowie in China, einschließlich der Konstruktion mehrerer Gebäude in seinem Heimatdorf in Burkina Faso.

In 2011 erhielt Kéré den Holcim Award Africa/Middle East, in 2012 den renommierten Global Holcim Award. Ausgezeichnet wurde das von ihm geplante und erbaute Schulgebäude in seinem Heimatdorf Gando in Burkina Faso für sein nachhaltiges Architekturkonzept. Den klimatischen Bedingungen entsprechend, ist es mit einem passiven Belüftungssystem ausgestattet. Das System ist auch Bestandteil der Operndorf-Architektur.

Weitere Preise waren 2009 der Global Award for Sustainable Architecture der Swiss Architectural Award in 2010 und 2011 der Marcus Prize for Architecture der University of Wisconsin, Milwaukee. in 2022 erhielt Kéré den Pritzker-Architekturpreis.

Seine Arbeit wurde unter anderem im Museum of Modern Art, New York in der von Andres Lepik kuratierten Ausstellung Small Scale, Big Change. New Architectures of Social Engagement präsentiert, außerdem in AFRITECTURE im Architekturmuseum der TU München. Seit 26. November 2016 wird im gleichen Museum die international erste Einzelausstellung seines architektonischen Gesamtwerkes präsentiert.

Seine architektonische Arbeit wird durch seine Lehrtätigkeit an der TU München, der Harvard Graduate School of Design, der Accademia di Architettura di Mendrisio und der Yale University untermauert.