Ihre Fragen – Unsere Antworten
Im August haben wir unsere Unterstützer:innen gebeten, uns ein ehrliches Feedback zu unserer Arbeit im Rahmen einer digitalen Spender:innenumfrage zu geben. Wir wollten dabei wissen, ob Sie die Informationen, die Sie durch uns erreichen, wirklich interessieren, was Sie besonders gut an unserer Arbeit finden und wo wir uns verbessern sollten. Die vielen positiven Rückmeldungen werten wir als Bestätigung unserer Projekte in Burkina Faso und es macht uns stolz, dass wir dies alles mit der Unterstützung so vieler Menschen bis lang erreichen konnten. Ebenso wichtig ist uns aber auch die Kritik und Anregungen ernst zu nehmen und deshalb möchten wir an dieser Stelle die drei häufigsten Fragen an uns beantworten.
Wie wirkt sich die politische Situation in Burkina Faso auf das Operndorf Afrika aus?
Burkina Faso ist politisch instabil. Nach mehreren Putschen im Land und seinen unmittelbaren Nachbarn, der zunehmenden Bedrohung durch Terrorismus und die sich verschärfenden Konflikte um Lebensmittelversorgung durch den spürbaren Klimawandel, befindet sich die gesamte Sahel-Region in einer unsicheren und schwer durchschaubaren Entwicklung. Von dieser wird auch in hiesigen Nachrichten berichtet, doch werden die Konflikte meist von einem sehr konservativen Standpunkt aus betrachtet und erhalten wichtige Aspekte, wie neu aufkommende Emanzipationsansätze afrikanischer Staaten von westlichen Partnern, kaum Beachtung. Besonders das Bündnis zwischen Burkina Faso, Mali und dem Niger wurde in all seinen Facetten medial beleuchtet – jedoch nicht aus einer westafrikanischen Perspektive untersucht. Doch die Welt ist nun mal nicht schwarz-weiß. Als mögliche anti-westliche Bestrebungen auch in Burkina Faso begannen, war dies ein permanentes Thema unserer wöchentlichen digitalen Team-Meetings. Wir wollten darüber möglichst ehrlich mit unseren burkinischen Kolleg:innen sprechen und konnten dies über eine vertraute Kommunikationsebene, die sich über Jahre aufgebaut hat. Durch die enge Zusammenarbeit in einem Team auf zwei Kontinenten, sind postkoloniale Diskurse, wenn man so will, bei uns an „der Tagesordnung“. Die eigene Position in diesem Zusammenhang zu lokalisieren, in der Arbeit zu hinterfragen und alle Projekte im direkten Austausch zu entwickeln, ist dabei nur ein Anfang, um anderen Perspektiven die gleiche Gültigkeit zuzusprechen und Konflikte überhaupt verstehen können. Durch das Operndorf haben wir einen einzigartigen Möglichkeitsort, der ein intensives Miteinander auf internationaler Ebene ermöglicht, Denkräume eröffnet und zum Handeln anregt. Und daher ist das Projekt gerade in einer Zeit von prägenden geopolitischen Umbrüchen in der Welt umso wichtiger, in der nationalistische Bewegungen wieder erstarken und die Notwendigkeit der gemeinsamen Verantwortung für diesen Planeten wächst.
Welche Fortschritte macht das Projekt?
Das Operndorf Afrika wurde als ein utopisches Konzept entwickelt und während seines Entstehens immer an den Ort und die Bedürfnisse der Menschen angepasst. In seiner Entwicklung gab es dabei Differenzen zwischen Erwartungshaltungen und Realitäten, zwischen Burkina Faso und Deutschland. Der Ort hat sich kontinuierlich „aufgeladen“ und besteht mittlerweile aus verschiedenen Komponenten, die alle miteinander verwoben sind. Und dies ist die große Stärke unseres Projektes, weil es eben Kunst mit Bildung und Gesundheit zusammenbringt und auf diese Weise auch das Vertrauen in der Bevölkerung auf verschiedenen Ebenen festigt. Als „soziale Plastik“ und integraler Bestandteil Burkina Fasos, ist das Operndorf Afrika nämlich gerade kein (weiteres) Projekt der internationalen Entwicklungszusammenarbeit sein. Die Entwicklung des Operndorf Afrikas ist an sich schon fortschrittlich.
Wo bleibt das Festspielhaus?
Der Stellenwert der Kunst und seine Verankerung im Alltagsleben waren für Christoph Schlingensief wichtiger Mittelpunkt seines künstlerischen Denkens. Für das Operndorf Afrika ist die Kunst daher ein integraler Bestandteil unserer Projekte. So gibt es heute im Operndorf verschiedene Formen der Bühne – sowohl temporär wie permanent. Dennoch ist der Bau eines Festspielhauses natürlich nach wie vor Thema für uns. Aufgrund der derzeitigen politischen Situation in Burkina Faso stellen wir uns allerdings die Frage nach der Verantwortung einer möglichen Realisierung. Christoph Schlingensief hatte damals, als es eine schlimme Überschwemmung in Burkina Faso gab, die Idee der Erbauung eines Opernhauses in die Idee eines Operndorfes überführt. Jetzt gibt es in Burkina Faso andere Realitäten denen wir uns im Team, aber besonders unsere burkinischen Kolleg:innen, stellen müssen. Wir möchten sie jetzt keinesfalls im Stich lassen und weiterhin alle Mittel dafür einsetzen, die geschaffene Projektstruktur zu festigen, damit das Operndorf für die Bevölkerung nachhaltig gesichert wird. Die Kunst und die „Oper“ finden dort bereits statt und solange gilt: „Unsere Oper ist ein Dorf!“
Fotos: © Abrie Fourie, Jonas Yameogo
UNTERSTÜTZEN SIE DAS OPERNDORF AFRIKA!
Wir sagen immer, dass wir ohne Ihre Spenden nichts bewirken könnten und das meinen wir auch so! Angesichts der schwierigen Lage in Burkina Faso zählt jeder Euro, um das Operndorf Afrika zu sichern und auszubauen.