Förderung von Medienkompetenz im Operndorf Afrika
Das Operndorf Afrika hat sich seit seiner Gründung als ein Ort der kreativen Entfaltung sowohl für Künstler:innen als auch für die lokale Bevölkerung der Region Ziniaré etabliert. Im Rahmen unseres Artist-in-Residence-Programms 2024/2025, das in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen durchgeführt wird, liegt der Fokus auf der Förderung künstlerischer Praxis und sozialem Austausch. Ziel dieses Programms ist es, durch Workshops den interkulturellen Dialog zu stärken, die kulturelle Identität zu bewahren und den Gemeinschaftssinn zu fördern. Neben der künstlerischen und pädagogischen Arbeit verstehen wir das Residenzprogramm auch als eine Plattform, um Projekte in Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Künstler:innen umzusetzen. In Kooperation mit der burkinischen Organisation Faso Check wurde im Oktober erstmalig eine zweitägige Schulung zum Thema „Desinformation und Fact-Checking“ durchgeführt. Die Schulung richtete sich an verschiedene Teilnehmer:innen, darunter Journalist:innen, Studierende und Vertreter:innen der Zivilgesellschaft, mit dem Ziel, ihre Fähigkeiten im Umgang mit Desinformation zu stärken und ihnen Werkzeuge zur Förderung einer faktenbasierten Informationskultur an die Hand zu geben.
In Westafrika, insbesondere in der Sahelzone, haben Desinformationskampagnen in den letzten Jahren stark zugenommen. Russland spielt dabei eine zentrale Rolle, indem es gezielt antiwestliche Narrative verbreitet, um seinen Einfluss zu stärken. Seit 2018 hat Russland nahezu 60 Prozent der Desinformationskampagnen in Ländern wie Mali, Burkina Faso und Niger gesponsert. Diese Kampagnen zielen darauf ab, den westlichen Einfluss zurückzudrängen und pro-russische Haltungen zu fördern, insbesondere nach der Vertreibung westlicher Streitkräfte. Neben Russland sind auch andere Akteure wie China und Katar in der Region aktiv und konkurrieren um politischen Einfluss. Die Verbreitung von Falschinformationen hat erhebliche Auswirkungen auf lokale Journalisten, die oft eingeschüchtert oder gezwungen werden, sich selbst zu zensieren. In einer Zeit, in der Desinformation sich schnell über soziale Medien verbreitet, wird die Notwendigkeit zur Schulung von Journalisten und zur Förderung von Medienkompetenz immer dringlicher. Die Bekämpfung von Desinformation bleibt eine große Herausforderung für die Region.
Die Veranstaltung im Operndorf begann mit einer Begrüßung durch unserer kulturellen Leiterin Laurentine Bayala die die Bedeutung der Schulungen unterstrich. Sie betonte die Wichtigkeit, die Integrität kultureller Inhalte in einer Zeit zu wahren, in der Fehlinformationen zunehmend verbreitet werden. Das Team von Faso Check, bestehend aus Dr. Ousmane Paré, DA Tiomité und Mouhyiddine Ouedraogo, stellte die Ziele der Schulung vor. Der erste Tag konzentrierte sich auf die theoretischen Grundlagen von Desinformation, wobei die Teilnehmenden Einblicke in die kulturellen Dimensionen von Fehlinformationen und deren Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt erhielten. Besonders wertvoll war der Austausch persönlicher Erfahrungen, bei dem Journalist:innen und Vertreter:innen der Zivilgesellschaft von konkreten Fällen berichteten. Sie schilderten die Herausforderungen, die durch die Verbreitung von Fehlinformationen entstehen, und wie diese soziale Spannungen und kulturelle Missverständnisse verstärken können. Am zweiten Tag lag der Fokus auf praktischen Übungen und der Nutzung digitaler Werkzeuge zur Erkennung von Desinformation. Die Teilnehmenden wurden in die Nutzung von Tools wie Google Reverse Image Search und InVID eingeführt, um die Authentizität von Bildern und Videos zu überprüfen. In einem interaktiven Gruppenprojekt konnten die Teilnehmer:innen ihre neu erworbenen Kenntnisse anwenden, indem sie fiktive Desinformationsbeispiele in einem eigens eingerichteten WhatsApp-Chatraum analysierten und bewerteten. Das Trainerteam gab wertvolles Feedback, um den Lernprozess zu vertiefen.Die Schulung endete schließlich mit einer gemeinsamen Evaluierung, bei der alle Teilnehmenden betonten, dass sie ihre Fähigkeiten im Umgang mit Desinformation deutlich verbessert hätten. Insbesondere die praktischen Übungen und die Nutzung digitaler Werkzeuge wurden als äußerst hilfreich eingeschätzt. Die Veranstaltung wurde als besonders relevant in einer Zeit angesehen, in der die Verbreitung von Fehlinformationen durch soziale Medien zunehmend zur Herausforderung wird. Unsere kulturelle Leiterin Laurentine Bayala zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis und hob die Bedeutung solcher Kooperationen für unsere kulturelle Arbeit hervor. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Faso Check hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, gemeinsam gegen die Verbreitung von Fehlinformationen vorzugehen, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und eine faktenbasierte Informationskultur zu fördern. Die Schulung im Operndorf Afrika war daher ein wichtiger Schritt, um der Herausforderung der Desinformation zu begegnen. Die Teilnehmer:innen fühlen sich nun besser gerüstet, aktiv für eine faktenbasierte Informationskultur in ihrem beruflichen und persönlichen Umfeld einzutreten und tragen diese Einstellung auch an ihre Familien und ihre Gemeinden weiter.
Gefördert wird das diesjährige Artist-in-Residence Programm durch: