Christopher Nelson Obuh im Operndorf Afrika: Eine künstlerische Reflexion über Kolonialgeschichte und die Zukunft Westafrikas
Das Operndorf Afrika ist nicht nur ein Ort der Begegnung, Bildung und Kultur, sondern auch ein kreativer Arbeitsraum für Künstler:innen. Hier entstehen Werke, die gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen und neue Perspektiven eröffnen. Im Rahmen unseres Artist-in-Residence-Programms arbeiten derzeit mehrere Künstler:innen im Operndorf an ihren Projekten, die sich mit Themen wie Dekolonisierung, Identität, Geschichte und sozialen Veränderungen befassen.
Bereits seit Oktober arbeiten die verschiedenen Künstler:innen im Rahmen unseres Artist-in-Residence Programms im Operndorf Afrika an verschiedenen Themen. Der nigerianischen Künstler Christopher Nelson Obuh widmet sich hier u.a. mit seinem Projekt „The Renegotiation“ einer hochaktuellen Fragestellung: der historischen und politischen Bedeutung des Franc CFA als Währung in Westafrika und den Bestrebungen, sich von französischer Kontrolle zu lösen.
© Christopher Nelson Obuh
Obuhs künstlerisches Werk beleuchtet den langen Schatten der Kolonialpolitik Frankreichs, dessen Einfluss in der Region bis heute spürbar ist. Er untersucht, wie wirtschaftliche und politische Strukturen, die bereits während der Berliner Kongokonferenz 1884/85 festgelegt wurden, weiterhin das Leben in Westafrika prägen – und wie neue politische Bewegungen daran rütteln. Im Mittelpunkt von der Arbeit steht die Umgestaltung des Franc CFA, der bis heute von vielen westafrikanischen Staaten als offizielle Währung genutzt wird. Diese Währung ist mehr als nur ein Zahlungsmittel – sie ist ein Symbol für die anhaltenden postkolonialen Abhängigkeiten. Frankreich behielt über Jahrzehnte die Kontrolle über den Franc CFA, unterstützt durch Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds (IWF). Mit seinen künstlerischen Interventionen schafft Obuh neue, provokative Banknoten. Er ersetzt historische Symbole durch Fragmente aus dem Alltag westafrikanischer Gesellschaften und verleiht damit den Forderungen nach einer Dekolonisierung der Wirtschaft und Kultur Ausdruck. Die neu gestalteten Noten werden zu Trägern von Geschichten, die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verweben und die Frage aufwerfen, wie eine wirtschaftliche und kulturelle Neuverhandlung aussehen könnte. Christopher Nelson Obuhs Projekt ist nicht nur eine Kritik an den wirtschaftlichen Strukturen, sondern auch eine Einladung, die Geschichte aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. Auf seinen Reisen durch Westafrika sammelte er Eindrücke und Symbole, die er in seinen Werken verarbeitet. So entstehen künstlerische Reflexionen, die auf die kulturelle Vielfalt der Region aufmerksam machen und gleichzeitig Fragen zur Zukunft stellen: Wie kann Westafrika sich wirtschaftlich emanzipieren? Welche Rolle spielt die Kunst in diesem Prozess? Und wie können neue Symbole Hoffnung und Wandel repräsentieren?
Im Operndorf Afrika hat Obuh die Möglichkeit, seine Vision weiterzuentwickeln. Die Residenz gibt ihm Raum, seine Gedanken und künstlerischen Ideen zu vertiefen und mit der lokalen Gemeinschaft in den Dialog zu treten. Mit „The Renegotiation“ öffnet Christopher Nelson Obuh nicht nur ein neues Kapitel seiner eigenen künstlerischen Praxis, sondern auch einen wichtigen Diskurs über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Afrikas. Sein Projekt ruft dazu auf, die bestehenden Strukturen zu hinterfragen – und gemeinsam an einer gerechteren Zukunft zu arbeiten. Wir freuen uns sehr, Teil dieses wichtigen kreativen Prozesses zu sein und Christopher Nelson Obuh bei seiner Arbeit zu begleiten.
Beitragsbild: Christopher Nelson Obuh © Orson Severing